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25.04.2014

"Gemeinderat sein war mir eine Ehre"

ABSCHIED AUS DEM GEMEINDERAT: Ein Vierteljahrhundert hat Annerose Mattmüller Kippenheim mitgeprägt.

Von Theo Weber (BZ 25.04.2014)

Annerose Mattmüller Foto: heidi fössel

KIPPENHEIM. Diplomatie ist nicht ihre Sache. Annerose Mattmüller macht aus ihrem Herzen keine Mördergrube, trägt das Herz auf der Zunge, sagt jedem unverblümt ihre Meinung. Taktische Spielchen sind nicht ihre Art. Sie entspricht damit überhaupt nicht dem Bild, das die meisten Menschen von Politikern haben. Dabei ist sie Politikerin durch und durch, hat Jahrzehnte in der und für die Junge Union (JU) und die CDU gekämpft, die letzten 25 Jahre vorwiegend als Gemeinderätin in Kippenheim.

"Der Gemeinderat ist damals politischer gewesen als heute, Norbert Ibach, Günter Siefert und Heinz Siefert waren politisch, sind für ihre Parteien gestanden. Wir haben im Gemeinderat politische Debatten geführt", sagt sie und unterschlägt bescheiden den Namen Annerose Mattmüller, um dann doch anzufügen: "Ich bin die Letzte dieses Standes. Heute spielt die Parteipolitik bei weitem nicht mehr die Rolle wie damals."

In der Jungen Union ist sie groß geworden, hat es in den Landesvorstand geschafft und hat sich auf Bundesebene Gehör verschafft. "Die Junge Union war stark, wir haben mit- und uns eingemischt", erinnert sie an die Wilden 80er, "wir haben damals zum Sturm auf die Rathäuser geblasen." Auch sie setzte 1989 zu Sturm aufs Kippenheimer Rathaus an. "Es war heftig, als es um die Listenplätze ging", blickt Annerose Mattmüller zurück. Sie hat sich Listenplatz zwei erstritten und wurde gleich in den Gemeinderat gewählt. Fast entschuldigend klingt es, wenn sie heute feststellt: "Es war damals für die CDU-Ortsverbände keine Freude, eine Junge Union zu haben."

In die Kommunalpolitik hat sie sich bereits eingemischt, als sie noch nicht im Gemeinderat war. "Willi Mathis wollte ein Freizeitbad mit drei Becken und Sprungtürmen bauen. Die Junge Union war dagegen. Ich habe ihm damals nachts an der Theke gesagt, dass er sein Bad nicht bekommen wird, er hat geantwortet, dass er es bekommen wird. Als ich dann im Gemeinderat war, haben wir das heutige Bad gebaut." Gleichwohl hat Annerose Mattmüller nach eigenem Bekunden einen guten Draht zum Willi Mathis gehabt, wie auch zu seinem Nachfolger Matthias Gutbrod.

Wenn sie auf die 25 Jahre im Gemeinderat zurückblickt, zählt sei eine Reihe von Projekten auf, die Kippenheim geprägt haben und prägen; die Seniorenwohnanlage und das Haus Rebenblüte beispielsweise, die Neugestaltung der Ortseingänge an der B 3 (Mattmüller: "Seit 40 Jahren bin ich in der Politik, seither rede ich über die B 3, aber so weit wie jetzt waren wir noch nie."), an die Arbeitsplätze, die Kippenheim hat, und, und, und. Sie verschweigt aber auch nicht Entscheidungen, zu denen sie heute nicht mehr steht, etwa im Bereich Schule: "Wir hatten damals nicht den Mut, Tabula rasa zu machen."

"Allein bist du ein Niemand, du musst Mehrheiten machen können."

Sie erinnert an die Auseinandersetzung um das Baugebiet Selzen III, um das es Zoff und Kampfabstimmungen im Gemeinderat gegeben hat – und das heute als "Brunnenstraße Süd" völlig emotionslos gesehen wird. Zur Auseinandersetzung um den Ortschaftsrat Schmieheim fragt sie sich, wie lange es ihn noch geben wird.

Sie erinnert an Personen, an Norbert Ibach, nach dessen Krankheit ihr der politische Begleiter gefehlt hat, in dessen Nachfolge sie Fraktionssprecherin und Bürgermeisterstellvertreterin geworden ist; an ihre Wegbegleiter, die Amtsleiter Bernhard Weber und Wolfram Stippich. "Die Lücken, die sie hinterlassen haben, sind erst in jüngster Zeit mit Rainer Walter und Carolin Oswald geschlossen worden", stellt sie fest.

Zu den wichtigsten Aufgaben, mit denen sich ihre Nachfolger in der nächsten Amtszeit befassen müssen, zählt sie die Festhalle und den Festplatz. "Die Festhalle ist in einem desolaten, der Festplatz in gar keinem Zustand", befindet sie. Für beide sieht sie einen neuen Standort am nördlichen Ortseingang.

Das Dorfentwicklungskonzept für den Ortskern erfordert ihrer Meinung nach neue Formen der Beteiligung. "Die Gemeinderatspolitik wird sich neu aufstellen müssen, Arbeitskreise müssen sich klar definierten Bereichen befassen. Auch andere Versorgungswege müssen kommen, die Gemeinde muss vorausdenken, die neuen Wege entwickeln", ist ihre Überzeugung.

"Es war spannend, im Gemeinderat zu sein. Ich wollte Gemeindepolitik machen, wollte gestalten und etwas auf den Weg bringen. Dabei ist wichtig zu wissen, allein bist du ein Niemand, du musst Mehrheiten machen können", da ist Annerose Mattmüller wieder ganz Politikerin. Der Gemeinderat ist ihr wichtiger gewesen als alle anderen Gremien, sagt sie und fügt an: "Es war mir eine Ehre, Gemeinderat zu sein."

 

Fr, 25. April 2014

Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.

von: Theo Weber